ISMENE, SCHWESTER VON

In Heldengeschichten geht es meist um Menschen, die Großes vollbringen. Doch was bedeutet das? Zeugt es nicht ebenso von Größe, einmal Nein zu sagen, auf sein eigenes Wohlergehen zu achten oder nicht auf Konfrontation, sondern befriedende Formen der Konfliktlösung zu setzen? In ihrem Monolog „Schwester von“ lässt Lot Vekemans eine junge Frau zu Wort kommen, die ebendiese Fragen umtreiben. Weil sie sich nicht wie ihre Schwester Antigone für die Rechte ihres verstorbenen und verurteilten Bruders einsetzte, dafür selbst ihr Leben riskierte, glaubt Ismene, weniger wert zu sein. Aufgewachsen in einer elitären und für sie unnahbaren Familie, sucht sie nach einer eigenen Identität jenseits von politischen Zwängen, Idealen und der sie bedrückenden Herkunft.

Die mythologische Figur der Ismene bietet nicht nur jungen Menschen die Möglichkeit, individuelle Interessen in den Kontext gesellschaftlicher Verantwortung zu setzen. So animiert Vekemans dazu, seine eigenen Sehnsüchte stets mitzudenken und sich bewusst zu machen, dass die Freiheit eines anderen immer dort endet, wo die eigene Freiheit beginnt.